Veranstaltung: | Kreismitgliederversammlung 05. Mai 2022 |
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Tagesordnungspunkt: | 2b Antrag Biotechnologie-Standortentwicklung in Mainz |
Antragsteller*in: | Kreisvorstand (dort beschlossen am: 02.05.2022) |
Status: | Angenommen |
Eingereicht: | 03.05.2022, 13:18 |
A4: Leitantrag des Kreisvorstands zur Kreismitgliederversammlung am 05.05.2022
Antragstext
Ökologisch-soziale Stadtentwicklung:
Mainz als BioTechHub-Standort aktiv gestalten
Dass Mainz ein attraktiver Ort mit Anziehungskraft, Lebensqualität und
Zukunftsperspektive zum Leben, Arbeiten, Studieren und Forschen ist, beweisen
nicht nur die jährlich anwachsenden Einwohner*innenzahlen. Mit der Entwicklung
des ersten wirksamen Impfstoffes gegen COVID-19 steht Mainz nun dank BioNTech im
Fokus der Weltöffentlichkeit. Dadurch kann die Stadt nicht nur die Stadtkasse
entschulden, sondern ist auch umso mehr Anziehungspunkt für Wissenschaft und
Unternehmen der Biotechnologie aus aller Welt geworden.
Damit hat Mainz die historisch einmalige Chance, nachfolgende Generationen von
den kommunalen Schulden zu entlasten und ihnen verlorengegangene
Gestaltungsräume zurück zu geben.
Wir GRÜNE begrüßen diese Entwicklung und wollen die damit verbundenen
Zukunftschancen aktiv gestalten. Denn über die Erfolge rund um den COVID-19-
Impfstoff hinaus ist in Mainz ein Cluster aus Wissenschaft und
Biotechnologieunternehmen für Forschung und Entwicklung von internationaler
Bedeutung entstanden. Auf die Kernbereiche der Krebs- und Alternsforschung sowie
der Immunologie richten sich hohe Erwartungen und sie bieten ein hohes
Potenzial. Es ist also nicht nur im Interesse unserer Stadt, sondern auch im
übergeordneten Interesse, dass für Forschung und Entwicklung auf diesen Gebieten
gute Rahmenbedingungen geschaffen werden.
Durch die Schaffung eines BioTechHubs hat Mainz die einmalige Möglichkeit, sich
als einer der weltweit führenden Standorte für biotechnologische Forschung und
Entwicklung zu etablieren. Hier wollen wir GRÜNE für beste Rahmenbedingungen
sorgen, damit sich innovative BioTech-Unternehmen ansiedeln, neu gründen oder
erweitern können. Diese Gestaltungsmöglichkeiten für eine ökologische, soziale
und nachhaltige Stadtentwicklung nehmen wir GRÜNE aktiv in die Hand.
Bestehende Potenziale sozial und ökologisch bestmöglich nutzen
Die Entwicklung des Quartiers GfZ-Kaserne leistet einen wesentlichen Beitrag zum
Ausbau des Biotechnologiestandortes. Hier soll der Gedanke eines sozial-
ökologischen Quartiers mit Forschung, Arbeit, Wohnen, sozialen und öffentlichen
Einrichtungen sowie Treffpunkten an einem Ort verwirklicht werden (Science
City).
Entscheidend ist die richtige Balance aus sozialen, ökologischen und
wirtschaftlichen Zielen:
- Klimaneutale Quartiersentwicklung mit hohem Grünanteil
- Autoarmes Mobilitätskonzept
- 400-450 neue Wohneinheiten, davon mindestens 1/3 sozial gefördert
- Die gewerbliche Nutzung bleibt auf den aktuellen Planungsstand begrenzt.
Zentrum des zukünftigen BioTechHubs wird das bereits planfestgestellte Areal am
Hochschulerweiterungsgelände. Die räumliche Nähe zur Universität, der Hochschule
und den Max-Planck-Instituten auf dem Campus der JGU bietet ebenso wie die gute
verkehrliche Anbindung durch die Straßenbahn optimale Voraussetzungen. Innerhalb
des bestehenden Bebauungsplans setzen wir auch hier auf eine energieeffiziente,
autofreie Entwicklung mit klimaresilienter Bebauung und hohem Grünanteil.
Ein klimapositiver BioTechHub für Mainz
Diese Maßnahmen der Gewerbeentwicklung werden den Bedarf des wachsenden
Biotechnologie-standortes voraussichtlich nicht decken. Die Ausweisung weiterer
Gewerbeflächen betrachten wir dabei mit besonderer Sensibilität.
Für uns GRÜNE ist klar: Ein neues Gewerbegebiet für einen BioTechHub in Mainz
muss ein bundesweiter Leuchtturm in Sachen Klimapositivität, Effizienz und
Zukunftsfähigkeit werden und ist am Menschen ausgerichtet!
Als ergänzender Standort wird derzeit eine Erweiterung des Gewerbegebietes an
der Hochschule über die Eugen-Salomon-Straße hinaus bis zur Bahnstrecke Mainz-
Alzey geprüft. Diese Fläche ist insofern naheliegend, da sie den Campus-
Charakter unterstützt und sich aufgrund kurzer Wegebeziehungen anbietet.
Aufgrund der bekannten ökologischen und mikroklimatischen Relevanz setzen wir
GRÜNE besonders hohe Maßstäbe an eine mögliche gewerbliche Entwicklung:
- Die Erkenntnisse von Klimprax und weiteren Gutachten zu den
Kaltluftströmen und den Klimafolgen sind verbindlich in den Planungen zu
berücksichtigen. Das bedeutet, dass maximal 41% des Gebietes bebaut werden
dürfen, um die zukünftige Frischluftversorgung für alle Mainzer*innen zu
sichern.
- Für uns ist klar, dass bei der Planung des BioTechHubs die Belange des
Artenschutzes vollumfänglich berücksichtigt werden müssen. Außerdem wollen
wir zur Kompensation die umliegenden Flächen um den BioTechHub zwischen
Gonsenheim und Bretzenheim dauerhaft schützen und zu ökologisch wertvollen
Biotopen, Zentren der Artenvielfalt und Naherholungsflächen, aufwerten.
- Wir wollen dem Bedarf für die Ansiedlung von Biotechnologieunternehmen
Rechnung tragen. Gleichzeitig ist es unser Ziel, die Größe des neu zu
bebauenden Gebiets auf die hierfür tatsächlich benötigte Fläche zu
begrenzen. Mit geeigneten Festsetzungen soll erreicht werden, dass die
Flächen auch tatsächlich ausschließlich für diesen Zweck zur Verfügung
gestellt werden.
- Das Gebiet muss auch unter Berücksichtigung der anfallenden grauen
Energie, z.B. im Rahmen von Herstellung, Transport und Entsorgung, durch
den Einsatz nachhaltiger Baustoffevollständig klimapositiv entwickelt
werden. Der BioTechHub soll selbstverständlich mit Strom und Wärme aus
Erneuerbaren Energien versorgt werden. Fassaden- und Dachbegrünung, in
Kombination mit Photovoltaik, sollen bei allen Gebäuden ebenfalls Standard
sein.
- Wir wollen für jede neue Versiegelung einen Ausgleich schaffen. Im Falle
eines neuen Gewerbegebietes im Außenbereich sogar im Verhältnis 1:2. Für
jeden neu versiegelten Quadratmeter müssen in Mainz mindestens zwei
Quadratmeter entsiegelt oder ökologisch aufgewertet werden.
- Darüber hinaus sollen durch eine Änderung des Flächennutzungsplans alle
bestehenden wertvollen Biotope und Grünzüge im Stadtgebiet dauerhaft
geschützt, ökologisch aufgewertet und eine stärkere Beachtung der Natur in
allen Bebauungsplänen festgeschrieben werden.
- Wir berücksichtigen bei der Entwicklung des BioTechHubs auch die
Anforderungen, die an ein qualitatives Wachstum gelegt werden. Dabei
denken wir Nahverkehrsanbindungen sowie Rad- und Fußverkehr immer mit. Mit
der Straßenbahn ist das Gebiet sehr gut an den ÖPNV angeschlossen. Die
Anbindung an die Radinfrastruktur soll mit Radschnellrouten aus
Bretzenheim, Gonsenheim und der Innenstadt gewährleistet werden. Für Pkw-
Parkplätze soll dort keine zusätzliche Fläche versiegelt werden. Ein neuer
Bahnhaltepunkt zur Anbindung des BioTechHubs zwischen Mainz-Gonsenheim und
Mainz-Marienborn soll geprüft werden. So schaffen wir die Voraussetzungen
für eine autofreie Entwicklung.
Mit der Erweiterung des Gewerbegebietes um die Hochschule zu einem BioTechHub
ist für uns GRÜNE klar, dass die Grenzen der Außenverdichtung erreicht sind.
Daher müssen die Gewerbeflächen innerhalb des Stadtgebiets sinnvoller
organisiert und vermarktet werden. Mithilfe eines effektiven Standortmanagements
kann den Bedarfen der Gewerbeentwicklung Rechnung getragen werden, ohne immer
weitere Flächen am Stadtrand zu versiegeln.
Die Stadtgesellschaft beteiligen
Wir wollen, dass sich die Menschen in unserer Stadt bei den anstehenden
Planungen einbringen können. Denn wir setzen auch bei der Entwicklung des
BioTechHubs auf Transparenz und gute, frühzeitige Beteiligungsverfahren. Dazu
gehört die Beteiligung von Bürger*innen, von Universität und Hochschule, von
Unternehmen und Start-Ups sowie der Natur- und Umweltschutzverbände.
Für uns GRÜNE ist klar, dass wir die neuen finanziellen Spielräume durch die
gestiegenen Gewerbesteuereinnahmen nutzen wollen, um die Teilhabe der
Mainzer*innen insbesondere in den Bereichen Soziales, Kultur, Mobilität und
Jugend nachhaltig zu stärken.
Wir wollen die Ansiedlungspolitik im BioTechHub, wie auch die Grundstücke, in
öffentlicher Hand behalten. Die Stadt und ihre Beteiligungen sollen darauf
achten, dass sich ansiedelnde Unternehmen den globalen Nachhaltigkeitszielen
verpflichten und die Arbeitnehmer*innenrechte gewährleisten.
Begründung
Erfolgt mündlich